Die Wechseljahre – eine besondere Phase im hormonellen Wandel
Die Wechseljahre (Klimakterium) markieren eine natürliche Übergangsphase im Leben einer Frau, in der sich das hormonelle Gleichgewicht grundlegend verändert. Diese Veränderungen betreffen den gesamten Körper und machen das Klimakterium zu einer intensiven, oft auch sensiblen Zeit im Leben einer Frau, die sehr herausfordernd sein kann: körperliche Symptome, Stimmungsschwankungen und das Gefühl, aus dem eigenen Gleichgewicht geraten zu sein, beeinträchtigen den Alltag. Doch es ist kein Verlust der Weiblichkeit, sondern wir dürfen es mit dem Verständnis der hormonellen Veränderungen als einen Übergang in eine neue Lebensphase verstehen, in der vieles neu sortiert werden darf. Viele erleben diese Zeit als Chance, Prioritäten zu überdenken, Kräfte neu zu bündeln und selbstbewusster zu sich und seinen Bedürfnissen zu stehen, vor allem wenn bisher Beruf, Familie und Verpflichtungen im Vordergrund standen. So wird aus dem Umbruch ein Aufbruch.
Aus gynäkologischer Sicht ist dieser Lebensabschnitt bedeutsam, weil er sowohl körperliche als auch emotionale Prozesse umfasst, die eng mit der Funktion der Eierstöcke (Ovarien) verknüpft sind. Es passiert nicht abrupt, sondern ist ein mehrjähriger dynamischer Prozess, der in seinen 3 Phasen jeweils unterschiedliche hormonelle Veränderungen mit sich bringt.
1. Perimenopause
Zeitraum: beginnt meist zwischen 40 und 45 Jahren und dauert 3–8 Jahre (Manche Frauen spüren erste Veränderungen bereits Ende 30.)
Was passiert hormonell?
Die Funktion der Eierstöcke lässt allmählich nach.
Progesteron sinkt früh und unregelmäßig, weil die Eisprünge seltener werden.
Östrogen schwankt stark – von sehr hohen zu sehr niedrigen Werten.
Diese Schwankungen verursachen viele typische Beschwerden: unregelmäßige, oft stärkere oder längere Blutungen, Brustspannen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, beginnende Hitzewallungen oder nächtliches Schwitzen
Diese Phase ist oft die herausforderndste, weil die Hormone nicht nur sinken, sondern chaotisch schwanken.
2. Menopause
Zeitpunkt: Die Menopause ist ein einziger Tag , der nur im Rückblick festgelegt werden kann, wenn 1 Jahr keine weitere Blutung erfolgte: die letzte Menstruationsblutung.
Durchschnittsalter: 51 Jahre (normal zwischen 45 und 55).
Hormonelle Situation
Die Ovarien stellen die zyklische Funktion endgültig ein.
Östradiol sinkt deutlich ab, ebenso Progesteron.
Die Hypophyse reagiert mit einem starken Anstieg von FSH und LH.
Typische Symptome sind Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen, Herzrasen, vaginale Trockenheit, Libidoveränderungen
3. Postmenopause
Zeitraum: beginnt ab 12 Monaten nach der Menopause und dauert den Rest des Lebens.
Hormonelle Veränderungen
Östradiol bleibt niedrig und stabil.
Progesteron wird praktisch nicht mehr gebildet.
FSH und LH bleiben dauerhaft erhöht.
Langfristige Auswirkungen: dünner werdende Schleimhäute (Scheide, Blase), die zu Trockenheit, Schmerzen und Infektanfälligkeit führen, Rückgang der Hautelastizität, Abnahme der Knochenmasse mit einem erhöhten Risiko für Osteoporose, Veränderungen im Fettstoffwechsel und daraus resultierendem erhöhtem Herz-Kreislauf-Risiko.
Therapie
Jede Frau ist anders, nicht jede Frau braucht eine Therapie, doch keine Frau muss „ihre“ Wechseljahre „erleiden“. Es gibt für jede Frau und jede Phase den passenden Therapieansatz, wenn die manchmal sehr diffusen Beschwerden den gewohnten Alltag zu sehr erschweren.Lebensstiländerungen wie eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und Ruhepausen, Sport und ein besseres Stressmanagement können grundlegend dazu beitragen, das persönliche Wohlbefinden zu verbessern. Darüber hinaus kommen Präparate auf pflanzlicher oder hormoneller Basis mit dem Ziel zum Einsatz, die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu erhalten. Eine Therapie mit bioidentischen Hormonen schützt zudem Knochen, Hirn, Herz und Gefäße und stabilisiert den Stoffwechsel.
Therapie auf pflanzlicher Basis
Phytoöstrogene wie Isoflavone (Roter Klee, Soja) können bei regelmäßiger Einnahme leichtere Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen und Schlafstörungen lindern. Auch Präparate auf Basis von Traubensilberkerze, Mönchspeffer oder Ginseng können helfen. Bei Unruhe, schlechtem Schlaf und Stimmungsschwankungen sind oft Johanniskraut, Baldrian, Passionsblume, Hopfen und Lavendel von Nutzen.
Bei einigen Symptomen können Medikamente auf pflanzlicher Basis sehr hilfreich sein. Pflanzliche Mittel wirken dennoch oft schwächer als Hormonersatztherapie (HRT). Die Wirkung setzt verzögert nach 2–8 Wochen ein. Auch müssen bei manchen Inhaltsstoffen mögliche Neben- und
Wechselwirkungen beachtet werden, daher sollten zBsp auch Phytoöstrogene nur nach ärztlicher Rücksprache eingenommen werden.
Therapie mit Hormonen (Hormonersatztherapie: HRT)
Heutzutage kommen hierbei vor allem bioidentische Hormone zum Einsatz. Sie sind chemisch identisch mit den Hormonen, die der menschliche Körper selbst bildet – insbesondere Östradiol und Progesteron. Sie werden meist aus pflanzlichen Ausgangsstoffen synthetisiert und in verschiedenen Darreichungsformen angeboten.
Vorteile bioidentischer Hormone
Gute Verträglichkeit: Durch ihre identische Struktur kann der Körper sie wie eigene Hormone verarbeiten.
Individuelle Dosierbarkeit: Viele Therapien lassen sich exakt auf die Bedürfnisse der Frau abstimmen.
Breites Wirkungsspektrum:
Linderung von Beschwerden wie Hitzewallungen und Schlafstörungen
Verbesserung der Stimmung und Energie
Schutz von Knochen, Hirn, Herz und Gefäßen (vor Verkalkung)
Hinweise auf ein leicht gesenktes Darmkrebsrisiko
Aufbau und Befeuchtung der Schleimhäute
Stabilisierung des Stoffwechsels
Häufig verwendete Präparate:
Transdermales Östradiol (Gel, Spray): stabil, sicher, gut verträglich, geringes Thromboserisiko
Orales (oder vaginales) Progesteron zur Sicherung der Schleimhaut und förderlich für einen guten Schlaf
Vaginale Östriol- oder Östradiolpräparate lokal bei Trockenheit, Schmerzen oder Infektanfälligkeit
Nachteile einer Hormontherapie: eine mögliche Nebenwirkung der HRT ist ein leicht erhöhtes Risiko für Brustkrebs, wenn Östradiol und Gestagen kombiniert werden. Frauen, die an einer gynäkologischen Krebserkrankung (z.B. Brustkrebs) erkrankt waren, dürfen darum keine HRT erhalten.
Durch die transdermale Östrogen-Therapie und eine orale (oder vaginale) Gestagen-Therapie mit bioidentischen Hormonen gibt es nur ein extrem geringes Risiko für Thrombosen und Embolien oder Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut, wenn sie richtig dosiert wird.
Eine Hormontherapie sollte immer auf Basis von Symptomen und Anamnese individuell angepasst und regelmäßig kontrolliert werden.
Fazit: Mit dem Verständnis der hormonellen Veränderungen und dem Bewusstsein möglicher Therapien von allgemeiner Lebensstilveränderung über rein pflanzliche Therapiemöglichkeiten bis zur Ersatztherapie mit bioidentischen Hormonen können Frauen diese Zeit „des Wechsels“ stabil und selbstbestimmt gestalten. Es ist uns ein großes Anliegen als Ärztinnen in dieser besonderen Zeit mit unserem gynäkologischen, endokrinologischen und psychotherapeutischen Fachwissen an Ihrer Seite zu stehen, da uns Ihre „Gesundheit als Frau“ sehr am Herzen liegt.
Wir bieten Ihnen eine ausführliche Wechseljahresberatung in unserer Privatsprechstunde an, die nach der GOÄ (Gebührenordnung für Ärzte) abgerechnet wird. Selbstverständlich können auch unsere gesetzlich versicherten Patientinnen als Selbstzahlerleistung unsere individuelle Wechseljahresberatung wahrnehmen.
Wir nehmen uns ausreichend Zeit für eine ganzheitliche Anamnese, wenn gewünscht eine körperliche Untersuchung und beraten Sie individuell, ob und welche Therapiemöglichkeit für Sie am besten geeignet ist.
Wir freuen uns auf Sie!